Amazon KDP versus Distributor Neobooks
Jill Noll Autorin: #14 Amazon vs. Neobooks

#14 Amazon vs. Neobooks

In meinem letzten Beitrag habe ich euch erzählt, wie ein intensiver Traum beinahe mein Projekt “Zwischenwelt” auf Eis gelegt hätte. Doch ich habe mich zum Glück gefangen und weiter an meinem Debut-Roman geschrieben.
Da ich mir auch bereits Gedanken über die Vermarktung meines Buchs machte und auch schon wusste, welchen Namen ich verwenden wollte, musste ich langsam entscheiden, wo ich mein Buch veröffentlichen würde. In diesem Beitrag möchte ich daher über die Vor- und Nachteile einer Veröffentlichung über Amazon und Neobooks berichten.

Yvonne Bauer, die erste Self-Publisherin, die ich kennenlernen durfte, legte mir den Distributoren Neobooks für die Veröffentlichung meines Buchs ans Herz. Also schaute ich mich ein wenig um und mir fiel auf, dass viele deutsche Self-Publisher trotz des wirklich tollen Services von Neobooks dennoch nur über Amazon veröffentlichten.

 

INFO: Ein Distributor ist ein Anbieter, der euer Buch automatisch an mehrere Online-Buchhandlungen verteilt und euch so viel Arbeit erspart.

 

Natürlich fragte ich mich, wieso so viele Autoren nicht über Neobooks veröffentlichten und ihre Bücher stattdessen nur auf Amazon zu finden waren. Also informierte ich mich darüber und möchte hier mein zusammengesammeltes Wissen mit euch teilen. ?

Vorteile Neobooks

  • der Distributor Neobooks liefert euer E-Book automatisch an über 300 Online-Buchhändler. Welche genau das sind, könnt ihr hier auf der Seite von Neobooks nachlesen. Auf jeden Fall befinden sich darunter solche Größen wie Thalia, Weltbild, iTunes und auch Amazon (Ja, auch Amazon. Wieso Autoren trotzdem oft ausschließlich über Amazon verkaufen, erkläre ich gleich noch).
  • Neobooks konvertiert euer Buch in das epub-Format und prüft zusätzlich die Formatierung
  • ein weiterer wirklich großer Vorteil ist, dass ihr bequem über Neobooks Preisänderungen oder Preisaktionen für einen gewissen Zeitraum vornehmen könnt – und euch hierfür nicht bei jedem Shop einzeln einloggen und den Preis abändern müsst (was nötig wäre, da in Deutschland eine Buchpreisbindung gilt, die besagt, dass ein Buch in jedem Shop denselben Preis haben muss.)

 

INFO: In Deutschland gilt die Buchpreisbindung, die besagt, dass ein Buch in jedem Shop, denselben Preis haben muss. E-Book und Print dürfen natürlich einen unterschiedlichen, aber pro Shop gleichbleibenden, Preis haben.

 

  • Neobooks ist Teil der Verlagsgruppe Droemer Knaur. Das bringt mit sich, dass ihre Lektoren die Neuerscheinungen der Self-Publisher auf Neobooks durchforsten und eventuell unter Vertrag nehmen (was allerdings eher eine Marketingstrategie darstellt und somit leider doch nur selten vorkommt)
  • zudem bietet Neobooks ständig gute Tipps und Aktionen zum Thema Self-Publishing, ihr habt ein Service-Team an der Hand, welches ihr um Rat fragen könnt, und nicht zuletzt eine große Community
  • ihr könnt außerdem Amazon (und auch Tolino) aus der Liste der Shops ausschließen, die von Neobooks beliefert werden sollen, so dass ihr euer Buch bei Amazon direkt selbst einstellen könnt (wieso ihr das auf jeden Fall tun solltet, erfahrt ihr gleich)

Nachteile Neobooks

  • Neobooks zahlt 70% der Nettoerlöse jeglicher Shops auf euer Konto aus. Das klingt natürlich erst einmal gut. Wenn ihr allerdings euer Buch direkt selbst bei Amazon einstellt, bekommt ihr 70% des Preises, den ihr ansetzt (also nicht 70% der Nettoerlöse, sondern 70% vom Verkaufspreis). Ladet ihr euer Buch hingegen über Neobooks bei Amazon hoch, macht ihr somit 30% Verlust (da ihr dann nur noch 70% von 70% erhaltet). Das ist vor allem deshalb schlecht, da E-Books (und vor allem Self-Publisher Bücher) noch immer zum absolut größten Teil über Amazon verkauft werden.
    Stellt ihr euer Buch direkt bei Amazon zu einem Preis von z.B. 2,99 € ein, erhaltet ihr 2,09 € pro verkauftem E-Book (= 70% von 2,99 €) ca. 1,70 € pro verkauftem E-Book (abzüglich MwSt und Übetragungskosten). Stellt ihr es hingegen über Neobooks bei Amazon zum Verkauf, erhaltet ihr nur noch 1,46 € pro Buch (= 70% von 70% (2,09 €)).

Vorteile Amazon

  • der wohl größte Vorteil, direkt über Amazon KDP zu veröffentlichen, ist schlichtweg, dass ihr mehr Geld pro Buch verdient, weil Neobooks sich nicht noch 30% von eurem Gewinn abzwackt
  • Amazon formatiert euer Buch in das mobi-Format
  • Amazons Createspace bietet einen fantastischen Service, um euer Buch nicht nur als E-Book, sondern auch als Taschenbuch zum Verkauf anzubieten. Wenn ein potentieller Leser euer Buch lieber als Taschenbuch statt als E-Book lesen möchte, kann er bei Amazon dann ganz einfach die Option “Taschenbuch” anwählen, auf “kaufen” klicken und euer Buch wird für ihn on-Demand gedruckt. Das bedeutet, dass praktisch in diesem Moment euer Buch für genau diesen Leser gedruckt und ihm zugesandt wird. Wenn ein Self-Publisher sein Buch über Amazon verkauft, kann er es somit unglaublich einfach auch als Taschenbuch anbieten, ohne zu riskieren, auf einem Stapel gedruckter Bücher sitzen zu bleiben.
  • wenn ihr direkt selbst über Amazon veröffentlicht, könnt ihr euer Buch außerdem über Amazons KDP Select anbieten. Diesen Dienst könnt ihr euch wie eine große Leihbibliothek für E-Books vorstellen. Die Autoren werden pro gelesener Seite bezahlt, was im November 0,4457 Cent pro Seite bedeutete (die Werte schwanken von Monat zu Monat). Außerdem gibt es Boni – z.B. zahlt Amazon 250 € an den Autor, wenn 250.000 Seiten seiner Bücher gelesen wurden (aber diese Zahl muss erst einmal erreicht werden).

 

INFO: Wenn ihr KDP Select nutzen wollt, darf euer Buch in digitaler Form ausschließlich über Amazon angeboten werden. Die Print-Ausgabe könnt ihr weiterhin auf anderen Plattformen anbieten.

 

Nachteil Amazon KDP Select

  • wenn ihr diesen Service nutzen wollt, darf euer Buch (bezieht sich nur auf die digitale Form) ausschließlich über Amazon vertrieben werden ?

Wollt ihr Neobooks nutzen, solltet ihr auf jeden Fall Amazon auf die Blacklist setzen und diesen Online-Shop selbst beliefern (dort dürft ihr die ISBN von Neobooks nicht verwenden – aber macht nix, denn bei Amazon benötigt ihr sowieso keine ISBN).
Doch veröffentlicht ihr über Neobooks, könnt ihr euer Buch leider nicht bei Amazons KDP Select Programm anbieten. Wenn ihr dieses aber nutzen wollt, müsst ihr euer Buch (die digitale Version) ausschließlich bei Amazon zur Verfügung stellen.

Amazons Createspace solltet ihr in jedem Fall nutzen, denn so einfach und risikofrei wie dort, könnt ihr kaum irgendwo anders euer Buch drucken lassen. Und da die Leser größtenteils noch immer am liebsten eine Print-Ausgabe in der Hand halten, anstatt zum E-Book zu greifen, solltet ihr diesen Service unbedingt in Anspruch nehmen!

Ob nun Neobooks (mit Amazon auf der Blacklist) oder nur Amazon (mit Nutzung von KDP Select) der bessere Weg ist, kann ich euch leider nicht sagen, da ich mein Buch ja noch nicht veröffentlicht, und somit noch keine Erfahrung damit gemacht habe (aber bald ?).

Mir wurde allerdings geraten, mein Buch zunächst ausschließlich bei Amazon anzubieten, und zu beobachten, wie gut es bei Amazon KDP Select angenommen wird. Läuft das Buch über KDP Select nicht so gut, kann ich dann immer noch (nach 90 Tagen Laufzeit) die Mitgliedschaft bei KDP Select wieder kündigen und doch noch Neobooks als Distributoren verwenden –  ich denke, so werde ich es machen.

 

Nachdem ich mich also mit diesem Thema vertraut gemacht hatte, setzte ich mich wieder fleißig daran, mein Buch zu schreiben. Doch irgendwie ging es weniger gut und schnell voran, als erhofft. Irgendwann merkte ich, dass es vermutlich an dem Ort lag, den ich meist zum Schreiben gewählt hatte. Wie wichtig der richtige Ort zum Schreiben sein kann, erzähle ich euch beim nächsten Mal.

 

Was für Erfahrungen habt ihr mit den verschiedenen Diensten wie Amazon, Neobooks etc. gemacht? Welche könnt ihr empfehlen? Und habt ihr vielleicht auch schon schlechte Erfahrungen gesammelt?

 

Blogpost Ende und bis bald! ✌

 

6 comments

  1. Tinka says:

    Leider wird es mir verwehrt, den “Gefällt mir”-Button zu drücken, daher gibt’s mal einen Kommentar von mir 😀

    Der Artikel ist echt richtig toll! Danke dafür, ich werde deine Erkenntnisse auf jeden Fall in meine nächste Veröffentlichung einfließen lassen. Noch eine Frage zu KDP: Du hast geschrieben, dass man dafür eine Mitgliedschaft braucht. Kostet die was?

    Liebe Grüße, Tinka 🙂

    • Jill Noll says:

      Hey Tinka ?

      Kommentare sind doch auch was tolles ?

      Kdp Select ist für den Autoren kostenlos.

      Aus Sicht der Leser:
      Amazon-Prime Mitglieder können sich sowieso pro Monat ein Buch kostenlos ausleihen.

      Dann gibt es noch Kindle unlimited. Da zahlst du als Leser 9,99 Euro im Monat und kannst dir dafür so viele Bücher ausleihen, wie du möchtest.

      Liebe Grüße
      Jill

  2. Jill, dein 2,99-Amazon-Beispiel ist nicht ganz korrekt. Man erhält keine 70 Prozent vom Verkaufspreis, sondern erst 70 Prozent nach Abzug von 19 Prozent Mehrwertsteuer (leider keine 7 Prozent wie beim Printbuch). Des weiteren berechnet Amazon auch noch Transportkosten, die abhängig von der Dateigröße deines Ebooks sind. Als Erlös aus einem 2,99-Verkauf kannst du mit ungefähr 1,70 Euro rechnen.

    Ansonsten: Schöner Artikel.

    • Jill Noll says:

      Hallo Richard!

      Vielen Dank für diesen guten Hinweis! Das war mir tatsächlich bisher nicht bewusst. Dennoch bleibt bei Amazon am Ende mehr übrig.

      Liebe Grüße
      Jill

  3. Maike says:

    Liebe Jill,
    klasse Artikel, vielen Dank! Ich habe gehört, dass durch den Verkauf bei amazon die Steuererklärung aufwändiger ist, weil sie nicht in Deutschland ansässig sind? Weiß aber nicht, was das rein praktisch bedeutet. Alles gar nicht so einfach…
    Liebe Grüße
    Maike

Es können keine Kommentare mehr abgegeben werden.