Ein Schreibprogramm hilft gegen das eigene Chaos
Jill Noll Autorin: Abhilfe gegen das Dokumentenchaos (Bild-Quelle: Pixabay)

#6 Ein Schreibprogramm gegen das Dokumentenchaos

Zuletzt habe ich euch davon erzählt, wie die Reaktion meiner Testleserin auf mein erstes Kapitel ausfiel, und dass mich ihre Kritik dazu ermutigt hat, mein Buch tatsächlich weiter zu schreiben. Heute geht es um das, was mir beim Schreiben schon bald gehörig auf die Nerven ging.

 

Was mir auf die Nerven ging

Ich schrieb und schrieb und schrieb und schon war Kapitel 2 von meinem Urban-Fantasy Roman “Zwischenwelt” fertig. Ich war richtig stolz, denn zusammen mit Kapitel 1 hatte ich nun bereits sage und schreibe 20 DinA4 Seiten in MS Word zusammen geschrieben.

Doch je länger der Text wurde, umso genervter war ich. Das ewige Hin- und Hergescrolle ging mir tierisch auf die Nerven. Aber wenn ich eine bestimmte Textstelle wieder finden wollte, blieb mir schlichtweg nichts anderes übrig.

Außerdem legte ich mir haufenweise Dokumente an. Eines für jedes Kapitel – gut, das waren bis dahin nur zwei – aber auch eines für jeden Charakter, eines zum Brainstormen, eines für spezielle Szenen, die mir durch den Kopf geisterten, ein weiteres für Ideen zur Story und noch eines für den Verlauf der Handlung, welches ich “Story Book” nannte.
Ich hatte gerade erst mit dem Schreiben angefangen und bereits 10 unterschiedliche Dokumente erstellt. Es grauste mir richtig vor dem, worauf das Ganze hinauslaufen würde: stundenlanges Gescrolle um die richtige Stelle wieder zu finden und ein regelrechtes Wühlen durch einen Dschungel aus hunderten von verschiedenen Dokumenten.

Als ich eines Tages mal wieder auf der Suche nach dem ersten Dialog zwischen Protagonist und Protagonistin war, weil ich in einer späteren Szene das bereits gesagte nicht unnötig wiederholen wollte, platze mir schließlich der Kragen.
(Und man bedenke, dass Dialoge aufgrund der Anführungszeichen deutlich schneller wiederzufinden sind als z.B. die Information, welche Augenfarbe man denn nun der Schwester der Protagonistin gegeben hatte).

 

TIPP: Sammelt alle Informationen zu einem Charakter an einem Ort, um sie schnell und gebündelt wieder zu finden.

 

Die Lösung für mein Problem

Auf jeden Fall musste etwas her, mit dem ich dieses Dokumenten-Chaos eindämmen konnte. Sofort ging mir die Frage durch den Kopf, ob es nicht irgendwelche Programme extra für Autoren (bzw die, die es werden wollen) gibt, die das Ganze ein wenig übersichtlicher und einfacher machen.

Also begab ich mich in den Weiten des Internets auf die Suche und fand diese Website mit einer Übersicht zu verschiedenen Schreibprogrammen. Ja, Verschiedene. Es gab also nicht nur ein Programm, das mein Schreiberleben vereinfachen sollte, nein, es gab gleich mehrere.

Wieder ging das Gewühle los, doch dieses Mal wühlte ich mich nicht durch meine Texte, ich durchwühlte die Links, um das für mich richtige Schreibprogramm ausfindig zu machen.

Zwei Programme weckten ganz besonders mein Interesse: Papyrus Autor und Scrivener. Beide schienen auf den ersten Blick gut geeignet zu sein, denn beide bieten Möglichkeiten, um den Text zu strukturieren, Notizen anzulegen und Charakterbögen zu erstellen, und das alles “in einem Dokument”. Beide Programme versprachen also, mein Chaos zu beseitigen und das Schreiben deutlich einfacher zu machen.

 

Papyrus Autor

Papyrus Autor bietet zwei besonders tolle Funktionen, die Scrivener leider nicht mitbringt: Das Anlegen eines Zeitstrahls und eine sehr vielfältige Korrekturfunktion (Duden-Korrektor, Stilanalyse und Lesbarkeits-Einschätzung). In einem späteren Beitrag, werde ich gern genauer auf diese fantastischen Funktionen eingehen, doch das würde hier den Rahmen sprengen. Es sei nur gesagt, dass gerade Indie-Autoren jede Hilfe zur Korrektur ihrer Texte nutzen sollten, was Papyrus zum absoluten Top-Favoriten macht.

 

TIPP: Zu viele Tipp- und Rechtschreibfehler vergraulen die Leser – also tut alles, um jeden noch so kleinen Fehler zu eliminieren!

 

Scrivener

Auch Scrivener ist ein sehr interessantes Programm und hat sehr ähnliche Funktionen wie Papyrus – mal abgesehen von den zwei oben genannten. Außerdem hat Scrivener ein tolles Pinnwand-Design und wiederum eine Funktion, die Papyrus nicht anbietet, die ich aber ziemlich großartig finde: den Splitscreen.
Stellt euch ein Dokument in einem horizontal geteilten Splitscreen vor. Ihr habt ein und das selbe Dokument zweimal geöffnet und das ist nicht nur absolut genial, sondern auch unglaublich hilfreich. Im oberen Fenster könnt ihr euch z.B. eine Textstelle anzeigen lassen, auf die ihr euch beziehen wollt, und im unteren Teil des Splitscreens schreibt ihr einfach weiter, ohne die Ansicht auf die Bezugsstelle zu verlieren. Einfach nur super!

 

Wie ich mich entschieden habe

Wie dem auch sei. Ich habe mich, trotz der absolut genialen Korrektur-Funktion (zunächst!) gegen Papyrus entschieden, was schlichtweg am Preis lag. 180 Euro waren mir doch etwas viel, immerhin wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht, ob ich die Sache mit dem Schreiben wirklich durchziehen würde (nun weiß ich es: Ja, werde ich ?). Scrivener hingegen kostet nicht einmal 40 Euro.

Erst habe ich mir allerdings die 30-Tage-Testversion von Scrivener herunter geladen, bei welcher nur die Tage gezählt werden, an denen ihr das Programm auch wirklich öffnet. Wenn ihr also mal eine Woche gar keine Zeit oder Muße zum Schreiben habt, dann gehen euch diese Tage nicht verloren – zumindest nicht, was das Testen von Scrivener angeht.

 

TIPP: Versucht jeden Tag zu schreiben. Setzt euch ein tägliches Ziel wie 30 Minuten schreiben oder 300 Wörter zu Papier zu bringen. So verliert ihr das Schreiben nicht aus den Augen.

 

Ich habe mir die Zeit genommen, um das wirklich gelungene Scrivener-Tutorial vom Anfang bis zum Ende durchzugehen, wodurch das Programm auf Anhieb verständlich wird.

Dennoch möchte ich eines schon jetzt erwähnen: So toll ich Scrivener auch finde (und das meine ich wirklich ernst – es ist ganz großartig!), habe ich mich dennoch später für Papyrus Autor entschieden, da die Korrektur-Möglichkeiten einfach ihres Gleichen suchen!

Beiden Programmen jedoch ist gemein, dass sie helfen das Geschriebene zu ordnen und zu strukturieren. Ich muss nur eine Datei öffnen und habe alles beisammen, was ich brauche. Ich kann den Text in so viele verschiedene Abschnitte unterteilen, wie ich es möchte und ganz leicht von Abschnitt zu Abschnitt springen. Mit nur einem Klick – nicht mit stundenlangem Scrollen.
Dennoch vermisse ich den Splitscreen, die Pinnwand-Option und auch die Notizfunktion (die ich bei Scrivener deutlich besser finde, als bei Papyrus).
Fazit: Eine Kombination aus Papyrus und Scrivener wäre mein Highlight – vielleicht arbeiten sie ja irgendwann mal zusammen ?.

Wenn ihr also vor habt ein Buch zu schreiben, würde ich euch tatsächlich ans Herz legen, in ein derartiges Programm zu investieren. (Ist ja bald Weihnachten ?). Ich würde mein Papyrus (oder am liebsten den zukünftigen Papyrus-Scrivener-Hybrid) niemals wieder hergeben. Word (etc.) sind für mich gestorben und werden nie wieder auferstehen ?. (Wer außer mir hat jetzt einen menschenfressenden Word-Zombie im Kopf? ?)

 

TIPP: Wenn ihr es wirklich ernst mit dem Schreiben meint, investiert in ein ordentliches Schreibprogramm.

 

Jetzt hatte ich also endlich Ordnung in mein Dokumente-Chaos bringen können und brauchte mich nur noch auf eine einzige Datei konzentrieren. Beide Programme bieten außerdem Funktionen, um die Informationen zu verschiedenen Charakteren gesammelt und mit einem Klick aufrufbar zu machen. Aber das Designen der Charaktere musste ich dann doch noch selbst übernehmen. In meinem nächsten Beitrag möchte ich euch ein wenig darüber berichten, welche Schwierigkeiten ich dabei hatte und auch ein paar Tipps geben, worauf man beim Charakterdesign achten sollte.

Wie ist es bei euch? Welches Programm nutzt ihr zum Schreiben und wieso gerade dieses?

Blogpost Ende und bis bald! ✌

 

4 comments

  1. Otterfly says:

    Ehm. Hi. Ich benutze Word xDD

    Ich kann deine Probleme durchaus verstehen, Bei mir ist das Gesuche nach einer Textstelle auch immer etwas aufwendiger und ich kannte Scrivener und Papyrus Autor schon vorher von anderen Schreibern, die auf diese Programme schwören. Vielleicht schaffe ich es mir irgendwann in naher Zukunft an, aber bisher war meine Frustration mit Word tatsächlich noch nicht groß genug, dass ich mir ein anderes Programm besorgen musste.

    Dafür nutze ich in Word alles aus, was geht. Plot, Setting, Charaktere, all diese Informationen sind bei mir in einem Masterdokument untergebracht, schön mit Überschriften, Unterpunkten und noch mehr Überschriften strukturiert, auf die ich in der Dokumentstruktur links mit einem Klick zugreifen kann. Meistens habe ich beim Schreiben gleichzeitig besagtes Dokument neben meiner Schreibdatei offen, sodass ich beide auf einen Blick sehen kann. Das Finden von Textstellen ist manchmal problematisch, aber meistens weiß ich ziemlich genau, wo ich suchen muss und wenn nicht, nutze ich die Strg + f Funktion, um besondere Wörter wiederzufinden, die darin vorkamen. Bislang komme ich also noch gut mit Word klar 🙂

    Wenn ich mir eins der Programme kaufe, wird es wahrscheinlich Scrivener sein. Vom Design und den Funktionen her sagt es mir mehr zu, aber ich habe mich auch noch nicht so sehr damit auseinander gesetzt. Wie gesagt, bisher war die Frustration noch nicht groß genug 😀

    LG, Otterfly

    • Jill Noll says:

      Hey Otterfly )

      Ja, mit Word kann man auf jeden Fall auch einiges tun, was das Ganze erträglicher macht 😉 Aber Die Schreibprogramme sind dennoch deutlich besser als Word. Auch, weil man direkt die Möglichkeit hat in Formate wie mobi und epub zu foramtieren, wobei es auch dafür natürlich kostenlose Programme gibt, in die man seinen Word-Text einfügen kann. Aber alles unter einem Hut zu haben, ist doch langfristig die komfortabelste Lösung!

      Also ja, es geht auch mit Word, aber die anderen Programme sind echt super praktisch! 🙂
      Wie gesagt, ist ja bald Weihnachten und Scrivener ist nicht ganz so teuer 😉

      Liebe Grüße

      Jill

  2. Bastian says:

    Word und DokuWiki ist mein Mittel der Wahl. Ich habe ein Wiki auf meiner Platte und da schreibe ich alle relevanten Informationen zu meinen Büchern rein – und mehr. Ideen für Dialoge, Redewendungen, Sprüche, mögliche Buchtitel, Zitate und vieles mehr.

    Vorteile:

    – kostenlos
    – sehr kurze Einarbeitungszeit
    – das Wiki gibt es als “USB-Version”, man braucht also keine Datenbank und keinen Server, kann es überall mit nehmen
    – perfekte Organisation mit Verknüpfungen. Auch Bilder zur Inspiration und Quellen, sogar ganze Dokumente kann man darin speichern
    – Versionssystem. Ich habe jede Änderung meiner Texte gespeichert
    – es ist verdammt cool 😀

    Papyrus hat für mich einen großen Nachteil: die Autoren vertrauen dem Programm fast blind. Da wird geändert wie bescheuert, nur weil das Programm etwas anstreicht.

    • Jill Noll says:

      Das klingt ziemlich gut!

      Angucken werde ich es mir auf jeden Fall mal!

      Ja, Papyrus macht durchaus auch Fehler, da es immer noch ein Programm ist, dass einfach manchmal zwischen richtig und falsch nicht unterscheiden kann. Man sollte sich auf gar keinen Fall blind darauf verlassen. Dennoch hat es Möglichkeiten der Korrektur, die kein anderes Programm, das ich kenne, bietet. 🙂

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